Mythos Spanien. Konstruktion einer europäischen Nation
»Für den aufmerksamen Beobachter ist einer der Reize Spaniens seine augenscheinliche Unveränderlichkeit: Hier sind die Moden und Stimmungen Europas von vor hundert oder mehr Jahren noch lebendig.« Mit diesen Worten kommentierte der New Yorker Kunsthistoriker Philip McMahon 1925 ein Spanienbild, das der spanische Maler Ignacio Zuloaga, aber auch Literaten der sogenannten Generation von 98 seit der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert wirkungsmächtig propagierten. Besonders im Ausland stieß dieses Bild auf große Resonanz und verfestigte die Vorstellung von einem Land, das der europäischen Moderne ganz entgegengesetzt schien. Aus kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Perspektive diskutieren Margit Kern und Martin Baumeister Entstehung und internationale Verbreitung des Mythos Spanien und werfen Seitenblicke in andere Länder, um Eigenheiten des Diskurses über Spanien hervorzuheben. Dabei sollen besonders die Ambivalenzen des Mythos zwischen »weißer« und »schwarzer« Legende, zwischen Faszination und Abwehr sowie seine widersprüchlichen Aneignungen beleuchtet werden.
Martin Baumeister, Direktor des Deutschen Historischen Instituts Rom
Margit Kern, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, Leiterin des ERC-Projekts »Visual Scepticism. Towards an Aesthetic of Doubt«
Moderation: Wolfgang Knöbl, Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Eine Kooperation mit dem Instituto Cervantes in Hamburg