WIRD VERSCHOBEN: Steuer und Streit. Konflikte um Soli, Vermögens- und Umweltsteuern in Deutschland
Vortrag von Lars Döpking
Steuern sind in Instutitionen gegossene Konflikte, die nie zu Ruhe kommen. Sie sorgen über Zeitalter hinweg und in beinahe allen bekannten Gesellschaften zuverlässig für mitunter heftige Auseinandersetzungen. Von gewaltsamen Erhebungen im römischen Reich über den neuzeitlichen Masaniello-Aufstand bis hin zu den kontemporären Gelbwesten-Protesten: stets bilden Steuern ebenso Machtverhältnisse ab, wie sie Anlass bieten, sie herauszufordern.
Das gilt auch für die Bundesrepublik der Gegenwart. Zwar wird hierzulande eher selten auf Gewalt zurückgegriffen, doch haben wir in den letzten Jahren gesehen, wie sich alle großen politischen Fragestellungen unserer Zeit in fiskalische Konflikte übersetzen. „Wie organisieren wir die Energiewende?“, „Wie verteilen wir unseren gesellschaftlichen Wohlstand?“, „Wie unterstützen wir Unternehmen und Beschäftigte in der Pandemie?“ - Wer konstruktive Antworten auf solche Fragen geben will, kommt an dem Thema Steuern kaum vorbei.
Der Vortrag stellt vor diesem Hintergrund Überlegungen zur Verknüpfung von Steuern und Konflikt an und skizziert anhand von drei Beispielen, wie sehr gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Konflikte heute fiskalisch codiert sind. Er lädt so zu ihrer Diskussion unter steuerpolitischen Vorzeichen ein.
Kooperation des Museums der Arbeit mit dem Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS).
Zum Referenten: Lars Döpking, Forschungsgruppe Demokratie und Staatlichkeit, arbeitet seit 2016 als Historischer Soziologe am Hamburger Institut für Sozialforschung. Dort geht er den Transformationen des italienischen Steuerstaats nach 1946 auf den Grund und publiziert darüber hinaus zu Fragen soziologischer Theorie.