Entwicklung tragfähiger Strukturen für Betroffene von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung
Das Hamburger Institut war an dem – von Oktober 2010 bis Oktober 2011 – vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit Drittmitteln geförderten Projekt beteiligt. Dabei handelte es sich um einen interdisziplinären Projektverbund aus sozialwissenschaftlichen, juristischen, ökonomischen und kriminologischen Forschungsinstitutionen und ausgewiesenen Fachleuten aus der Forschung und Praxis.
Das Ziel des Projekts bestand darin, die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Menschenhandels zum Zweck der Arbeitsausbeutung zu erheben, sowie der Einschätzung des quantitativen Umfangs und der konzeptionellen Entwicklung tragfähiger Unterstützungsstrukturen für Betroffene zu entwickeln.
Am Hamburger Institut wurde die Bestandsaufnahme von unterschiedlichen Situationen der Arbeitsausbeutung durchgeführt, die den Tatbestand des Menschenhandels zum Zweck der Arbeitsausbeutung erfüllen könnten. Festgestellt wurde, dass die aktuelle Fassung des Straftatbestands Menschenhandel nur in wenigen Fällen auf Situationen extremer Arbeitsausbeutung angewendet wird.
Mit der "Pyramide der Arbeitsausbeutung" und der "Vexierlogik der Menschenhandelsdefinition" wurden Konzepte entwickelt, die ein tieferes Verständnis von Arbeitsausbeutung als dynamisches Beziehungsverhältnis vermitteln können und auf die durchaus vorhandene Handlungsfähigkeit der Beschäftigten als Ansatzpunkt für Unterstützung hinweisen. Weiterhin wurde ein Konzept tragfähiger Unterstützungsstrukturen entwickelt, das auf einer Bestandsaufnahme bereits vorhandener Unterstützungspotentiale und eingeführter Vernetzungsstrukturen aufbaute.
Unter Berücksichtigung der Kriterien Dezentralität, Potentialnutzung, Niedrigschwelligkeit und Funktionenvollständigkeit wurde dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ein "Modell der dezentralen Vernetzung" empfohlen, das auf den drei Säulen der vertikalen Vernetzung, der horizontalen Unterstützung und des zentralen Informationsmanagements aufbaut.
(Stand Dezember 2011)
Das Projekt wurde mit der Veröffentlichung der Gesamtstudie erfolgreich abgeschlossen: KOK (Hg). 2011, Studie zur Entwicklung tragfähiger Strukturen für Betroffene von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung
Die beteiligten Institutionen
Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung, Hochschule für Öffentliche Verwaltung, Bremen
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – Lehrstuhl für Strafrecht, Rechtsphilosophie / Rechtstheorie
Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut
Deutsches Institut für Menschenrechte in Kooperation mit der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft", Berlin - Projekt "Zwangsarbeit heute"