Souveränität im Zeitalter der Globalisierung

Fatima Kastner

Viele gesellschaftliche Probleme entziehen sich aufgrund ihres grenzüberschreitenden Charakters der Lösung durch den demokratischen Rechts- und Interventionsstaat. Sie können auch vom Völkerrecht nicht effektiv gelöst werden, weil dieses selbst noch in den entwickelten Formen der internationalen Staatengemeinschaft letztlich auf Staatenkonsens aufbaut und deshalb zu schwerfällig ist. Auf realpolitischer Ebene setzt sich zunehmend die Überzeugung durch, daß nicht nur Staaten gesellschaftliche Problemlösungsleistungen erzeugen und damit gewisse Ordnungen stiften, in denen kollektive Willensbildungsprozesse stattfinden können. Auch nichtstaatliche Akteure, wie transnational vernetzte Fachbürokratien, transnationale Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), können einen Beitrag dazu leisten, institutionell abgesicherte Ordnungen im internationalen System zu schaffen. Obwohl deren Problemlösungskapazitäten sehr unterschiedlich eingeschätzt werden, tragen sie damit zu neuen Formen von transnational governance bei. Damit einher geht die Erkenntnis, daß "Regieren" auch in nichthierarchischen Steuerungsformen jenseits des souveränen Nationalstaats stattfinden kann. Hat damit auch der Begriff der Souveränität seine legitimierende wie strukturierende Beschreibungskraft verloren?

In dem Projekt soll der Frage nachgegangen werden, in welchen institutionalisierten Formen staatliche und nichtstaatliche Akteure auf internationaler Ebene miteinander kooperieren und wie Normsetzung in diesen Institutionen stattfindet. In dem Projekt sollen Kooperationsformen, in denen staatliche und nichtstaatliche Akteure gemeinsam handeln, bestimmt und systematisch vergleichend analysiert werden. Die, in gewissen Teilen, empirische Analyse soll gleichzeitig rückgebunden werden an die theoretische Debatte um Regieren ("governance") im internationalen System und die Frage, welche veränderte Rolle Staaten dabei zufällt, und ob dies wiederum Auswirkungen darauf hat, wie "Staatlichkeit" bzw. "Souveränität" verstanden wird.