Legitimation in der Krise – Die Genealogie eines unlösbaren Problems

Projektstart: März 2014

Zukunftskompetenz ist eine zentrale Legitimationsressource moderner Politik. Aktuell  scheint die politische Produktion von Zukunft aber in der Krise zu sein. Auf nationaler Ebene ist das Vergehen eines großen Nachkriegskonsenses mit Massenloyalität, Konfliktmoderation und einer allgemeinen Profitierungsperspektive zu beobachten. Global treibt die Sensibilität für Legitimationskrisen maßgeblich auf den Klimawandel zu. An die Stelle einer kommenden Zeit setzt die globale Erderwärmung das Paradigma einer vergehenden Zeit. Ohne prognostische Gewissheit bei der gleichzeitigen Möglichkeit irreversibler Effekte steht das ganze Ensemble von Zukunftsproduktion durch politische Lösungen zur Debatte. Im Klimawandel lässt sich das Experimentieren mit Zukunft beobachten, wenn der Kollaps immerhin eine Option ist. Das Forschungsprojekt untersucht die Chancen und Grenzen der entstehenden Verhandlungen um Zukunft auf drei Ebenen. Erstens wird unter dem Stichwort der Problemwahrnehmungen gefragt, welche Arenen der Auseinandersetzung die Klimadebatte freisetzt. In dem Maße wie prognostische Szenarien den Charakter von Unentscheidbarkeit annehmen, entstehen überraschende Akteursallianzen, und  unerwartete Konfliktpotenziale. Zweitens wird untersucht, wie sich Zukunft unter dem Signum einer vergehenden Zeit mobilisieren lässt und wo eingespielte Temporalitäten in die Krise geraten. Drittens wird rekonstruiert, welche Praxen des Umgangs entstehen, wenn eine privilegierte Interventionsperspektive verloren geht.

(Stand März 2014)