Der Völkermord an den Armeniern und die Prozesse gegen die Hauptverantwortlichen

(Stand 1996)

Ab Mai 1915 begann die Deportation der armenischen Bevölkerung in den ostanatolischen Provinzen. Vertreibungen aus Westanatolien und Thrazien folgten. Zwei Jahre später waren ca. 800 000 Armenier ermordet worden: "La question armenienne n'existe plus", wie Talaat Pascha einem deutschen Diplomaten mitteilte. Dieser Völkermord ist in der Türkei noch heute ein Tabu. Taner Akçam hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Kapitel türkischer Geschichte wieder ins Bewußtsein zu holen. Dazu gehört auch die Aufarbeitung der 28 Verfahren vor dem Kriegsgerichtshof in Istanbul, wo die Verantwortlichen für den Genozid in den Jahren 1919 und 1920 vor Gericht standen. Es waren die ersten auf nationaler Ebene durchgeführten Prozesse, in denen Regierungsmitglieder "Verbrechen wider die Menschlichkeit" angeklagt waren. Eine Quellenedition, begleitet von einer ausführlichen Einleitung, liegt mittlerweile vor und wird von der "Hamburger Edition" zur Veröffentlichung vorbereitet.

(abgeschlossen 1995 im Arbeitsbereich "Die Rolle der Gewalt im Zivilisationsprozeß", jetzt "Theorie und Geschichte der Gewalt")