Der Einfluss der Zwischenhändler

Die Rolle von Primary Dealern in den Märkten für Staatsanleihen im Kontext unabhängiger Zentralbanken
Forschungsgruppen - Monetäre Souveränität

Der Staatshaushalt ist eines der zentralen Instrumente eines Staates, wobei ein zunehmend größerer Anteil auf Staatsverschuldung basiert. Zentralbanken ist es untersagt, Regierungen direkt zu finanzieren, indem sie deren Schulden aufkaufen. Diese strikte Trennung zwischen Fiskal- und Geldpolitik beruht auf der Annahme, dass Regierungen im Hinblick auf ihre Wiederwahl dazu neigen könnten, zu hohe Schulden aufzunehmen und somit die Inflation anheizen würden. Infolgedessen genießen Zentralbanken Unabhängigkeit von Regierung und demokratischer Legitimation, sodass sie sich ausschließlich auf die angeblich technokratische Aufgabe der Gewährleistung der Preisstabilität konzentrieren können. Dementsprechend sind Regierungen bei der Finanzierung auf private Banken angewiesen, wodurch ein wesentlicher Aspekt ihrer staatlichen Souveränität den Interessen gewinnorientierter privater Gläubiger unterworfen wird. Zur Stabilisierung der Beziehungen mit den Kreditgebern haben die meisten Staaten ein sogenanntes Primary Dealer System eingeführt, das einer ausgewählten Gruppe von Banken privilegierten Zugang zu Staatsanleihen und andere Vorteile gewährt, um deren kontinuierliche Teilnahme an den Auktionen für Staatsanleihen sicherzustellen. Auch wenn es den Zentralbanken untersagt ist, Staatsanleihen direkt von den Finanzministerien (bzw. den Debt Managment Offices, die diese emittieren) zu erwerben, haben sie dennoch ein Interesse an einem stabilen Markt für Staatsanleihen, um negative Auswirkungen für Finanz- und Preisstabilität zu verhindern. Daher beteiligen sich auch Zentralbanken an den Märkten für Staatsanleihen, allerdings tun sie dies ausschließlich über die sogenannten Primary Dealer, indem sie die Staatsanleihen von ihnen kaufen und Primary Dealern Liquidität bereitstellen. Dieses Projekt untersucht die Verhältnisse zwischen privaten Banken und dem Staat auf den Märkten für Staatsanleihen, insbesondere im Kontext unabhängiger Zentralbanken. Zu diesem Zweck werden die Beziehungen zwischen Primary Dealern, Finanzagenturen (Debt Management Offices) und nationalen Zentralbanken aus einer vergleichenden Perspektive der politischen Ökonomie und durch einen Mischung aus qualitativen und quantitativen Methoden erforscht.