Doing Family in Europe

Untersuchung über die Formen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Projektstart: September 2011

Europäische Familien sind der Untersuchungsgegenstand des Projekts. Anders als in wohlfahrtstypologischen Strukturvergleichen familiärer Leistungen in Europa, beschäftigt sich diese Arbeit empirisch mit den alltagspraktischen Aushandlungen europäischen Familienlebens. Im Fokus stehen Familien, die unter den Bedingungen beruflicher Mobilitätsanforderungen Europa im Alltag erfahren.

Seit geraumer Zeit steht in der Soziologie die Pluralisierung von Familienformen zur Diskussion. Mit der Europäisierung lässt sich nunmehr ein Prozess der innerfamiliären Transnationalisierung erkennen, der das Bild heutiger Familien in ihren elementaren Eigenheiten verändert. Die traditionellen Formeln familiärer Zusammensetzung verschwinden nach und nach. Aspekte der Sprache, der Zugehörigkeit und Verbindlichkeit müssen grundlegend hinterfragt und neu verhandelt werden.

Die Europäisierungsdynamik stellt die Familie als Gesamtkomplex vor die Aufgabe, ihre strukturell bedingte, kulturelle Diversität zu bündeln. Binationale Eheschließungen, die zunehmende Internationalisierung von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, die verstärkte Mobilitätsanforderung an Arbeitnehmer sowie steigende Anforderungen an Bildungsmobilität wirken auf die Familie ein. Wie konstituiert sich Familienleben, das in seiner Struktur die Vielfalt europäischer Kulturen beherbergt, gleichzeitig jedoch seinem Selbstzweck dienend, eine gewisse Stabilität und Kohäsionskraft erzeugen muss?

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Europa bildet in diesem Projekt die Grundlage, um die unterschiedlichen Kategorien der familiären Lebensstile im Rahmen beruflicher Mobilitätsanforderungen herausarbeiten zu können:
Wie wird das transnationale Familienleben von nationalen gesellschaftlichen Einflüssen geprägt?
In welchem Umfang wirken sich die verschiedenen institutionellen Betreuungsstrukturen in Europa auf die familiäre Alltagsbewältigung aus?
In welcher Weise ändern sich Identitätskonstruktionen und Zugehörigkeitsgefühle im Rahmen europäischer Familienmobilität?
Wie wirkt sich der familiäre Lebensstil auf die nachfolgende Generation europäischer Third Culture Kids aus und welche Folgen hat eine mögliche Tradierung europäisierter Alltagspraktiken auf die europäische Gesellschaft? 

Die forschungsleitenden qualitativen Interviews wurden mit Müttern und Elternpaaren geführt, die sich in unterschiedlichen europäischen Ländern fernab ihrer Herkunftsgesellschaft niedergelassen haben. Konkret geht es um die individuellen Aushandlungsmuster und spezifischen Familienmentalitäten, die Rückschlüsse auf das Bild der Familie in Europa zulassen.

(Stand August 2012)