Der Aufstieg der Zentralbanken — Staatliche Macht im Finanzkapitalismus
Wie erklären wir die wachsende Bedeutung und Sichtbarkeit von Zentralbanken seit den 1970er Jahren? Nach zum Teil rigorosen Inflationsreduktionen, gewannen Notenbanken vor allem in den 1990er Jahren allgemeinere Zuständigkeiten für makroökonomische Steuerung, bevor die turbulente Phase seit 2008 sie zu (fast) allzuständigen Gewährsinstanzen, Wachstumspromotoren und Stabilitätsankern machte. Die bisherige Diskussion in der Politischen Ökonomie hat Schwierigkeiten, diese Entwicklung zu erklären, weil sie sich lange Zeit allein auf Inflations-bezogene Interessen und Ideologien konzentrierte. Für manche Autor*innen war die Sicherung stabiler Preise durch unabhängige Notenbanken eine vernünftige Antwort auf Geldkrisen; für andere signalisierte ebenjene Politik eine Übermacht der Interessen an „hartem Geld“. In seinem Vortrag zum Aufstieg der Zentralbanken entwickelt Leon Wansleben einen anderen Ansatz, der Zentralbanken als organisationale Akteure, ihre spezifischen Instrumente und sich wandelnde Kontextbedingungen zum Einsatz dieser Instrumente in den Blick nimmt. Insbesondere seit den 1990er Jahren konnten Zentralbanken die Finanzialisierung der Wirtschaft und den Wandel hin zu „market-based finance“ nutzen, um ihre infrastrukturelle Macht auszuweiten.
Ein Vortrag von Leon Wansleben (Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln)
Moderation: Carolin Müller, Forschungsgruppe Monetäre Souveränität
Der Einlass beginnt um 18.30 Uhr
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe Geldpolitk im Umbruch