Empires. Die Krise der Vielfalt im 19. Jahrhundert

Projektstart: Mai 2013

Der Nationalstaat dominiert bis heute unser historisches Bewusstsein. Europas Großreiche waren dagegen nicht nur  in den Augen vieler Zeitgenossen anachronistische Gebilde. In ihrer ethnischen Vielfalt, ihren supranationalen Herrschaftsformen, fluktuierenden Grenzen und ihrem komplexen Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherien schienen sie dem Nationalstaat unterlegen. Aber Empires prägten die Geschichte Europas weit länger und stärker als die späte Erfindung des Nationalstaats.

Das Forschungsprojekt zielt auf einen Vergleich multiethnischer europäischer Großreiche im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Im Kern der Untersuchung steht die Frage, wie die Empires – nämlich die Habsburgermonarchie, das Zarenreich, das Osmanische Reich und das Britische Empire – mit ihren multiethnischen Gesellschaften umgingen und damit nach den Chancen und Grenzen ihres Integrationspotentials. Welche Mechanismen von Integration und Exklusion verhalfen den Empires zu Stabilität, wie verschob sich diese Balance angesichts des neuartigen Modells des Nationalstaats und wie reagierten die Empires und ihre multiethnischen Gesellschaften auf diese Konkurrenz?

Angestrebt wird ein systematischer Vergleich im Hinblick auf  Multiethnizität und Herrschaft, Imperiale Deutungskulturen sowie Militär und Krieg. Die Untersuchung leistet einen Beitrag  dazu, Europa nicht nur von seinen Nationalstaaten her zu denken, sondern die multiethnischen Großreiche in ihrer ganzen Entwicklungsvielfalt als Teil der europäischen Geschichte zu begreifen.

Während ihrers Gastaufenthaltes am Hamburger Institut für Sozialforschung  arbeitet Ulrike von Hirschhausen an der Niederschrift zum Themenkomplex  Multiethnizität und Herrschaft.

 

Das Forschungsprojekt "Empires", wurde von Prof. Dr. Jörn Leonhard und <link>Prof. Dr. Ulrike v. Hirschhausen konzipiert