"Rom oder Moskau"
In einer Reihe von Fallstudien wird untersucht, in welcher Weise die politische und geistige Entwicklung der Weimarer Republik wesentlich durch das Bild des bolschewistischen Rußland geprägt worden ist. Als primärer Zugang dient eine biographische Studie über den Frankfurter Dichter Alfons Paquet, der im Sommer 1918 vom romantischen Imperialisten zum ebenso romantischen Verfechter einer deutsch-russischen Weltrevolution wurde. Weitere Hauptfelder der Untersuchung sind: das Verhältnis von organisiertem Antibolschewismus und konservativer »Ostideologie«, der Topos vom »jüdischen Bolschewismus«, die projektiven Wahrnehmungen der Reisenden ins »neue Rußland« und das eigentümliche Phänomen eines deutschen Dostojewski-Kultes quer durch die politischen Lager. Grundlage der Arbeit ist neben gezielten Archivstudien eine vollständige bibliographische Erfassung und Auswertung der deutschen Rußlandliteratur der Revolutions- und Nachkriegszeit (1917 - 1924).
(Stand 1998)
Die durch das Hamburger Institut für Sozialforschung geförderte, in Niederschrift befindliche Arbeit schließt an Ergebnisse der mehrjährigen Mitarbeit am sog. Wuppertaler Projekt von Lew Kopelew an.