Angesichts unseres Jahrhunderts

(Stand 1995)

Mit diesem Projekt hat das Hamburger Institut für Sozialforschung Anstöße zu einer kritischen Reflexion des 20. Jahrhunderts gegeben. Die beiden Weltkriege, die Massenmorde unter den Nazis, die Verbrechen der UdSSR, der erste Einsatz der Atombombe haben unseren Blick auf Geschichte und Gesellschaft geändert.

1945 war versucht worden, auf die neuartigen Dimensionen von Destruktivität und Gewalt Antworten zu finden - aber für die Schockwirkungen des Zivilisationsbruchs wird es wohl nie so etwas wie "Antworten" geben können. Die Zivilisation erscheint nicht mehr als Antipode, sondern als eine der Quellen der Barbarei.

Das Jahr 1995 wurde gewählt, weil es ein Doppeldatum darstellte: fünf Jahre vor Ende des Jahrhunderts, ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Es wurde untersucht, wie die Gewalt eskalierte und wie diese Gewalterfahrungen geistig verarbeitet wurden. Es galt, Formen von Gewalt in unterschiedlichen Handlungsfeldern zu analysieren.

Der Rückblick auf das 20. Jahrhundert sollte Antworten geben, auf die Frage, mit welchem Erbe geben, man in das 21. Jahrhundert geht. 1995 wurden die Ergebnisse der Forschungsarbeiten in einer für das Institut ungewohnten Weise präsentiert: In Ausstellungen, Tagungen, Sonntagsmatineen, Podien und Lesungen wurde versucht, das Gewalterbe dieses Jahrhunderts in seinen verschiedenen Facetten zu sichten und auf seine Bedeutung für die Zukunft zu befragen. Die Veranstaltungen waren als Alternative zu den offiziellen Gedenkfeiern fünfzig Jahre nach Kriegsende gedacht.

Die Arbeitsvorhaben des Projekts standen in der Kontinuität langjähriger Forschungen und Publikationen des Hamburger Instituts zu Fragen der Gewalt, des Staatsterrorismus und der Folter: In den Jahren 1992 bis 1994 hatten am Hamburger Institut für Sozialforschung eine Reihe von internen Konferenzen und Symposien zur Thematik stattgefunden.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts:
Projektleitung: <link>Dr. Bernd Greiner, Dr. Jan Philipp Reemtsma
Projektkoordination: <link>Cornelia Berens, <link>Dr. Klaus Naumann
Arbeitskreis des Projekts: <link>Hannes Heer, <link>Reinhard Müller, Dr. Thomas Neumann, <link>Gaby Zipfel
Publikationen: <link>Birgit Otte
Bulletin 95: Dr. Thomas Neumann, <link>Gaby Zipfel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:<link> Dr. Regine Klose-Wolf