Sekundäranalysen über Prekäre Erwerbsbiographien (Teilprojekt)
In dem Teilprojekt geht es um institutionelle Veränderungen im deutschen Sozialstaatsmodell; insbesondere um die Neugestaltung der Schnittstelle zwischen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die mit den sogenannten "Hartz-Reformen" der 2000er Jahre angestoßen wurden. Das neue Leistungssystem der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) zielt zwar vor allem auf Teilhabe durch möglichst rasche "Eingliederung in Arbeit", umfasst aber neben Erwerbslosen und ihren Angehörigen in erheblichem Umfang auch Erwerbstätige und Nichterwerbspersonen.
Das Teilprojekt gehört zum Arbeitspaket "Teilhabe und Grundsicherung – SGB II als Leistungssystem und Lebenslage" im Verbundprojekt "Sozioökonomische Entwicklung in Deutschland". Die sozioökonomische Berichterstattung gibt es seit dem Jahr 2000. Der Verbund wird durch das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) in Göttingen koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Projekt auf dem Gebiet der Sozial- und Geisteswissenschaften finanziert. Die Untersuchungen erfolgen in mehrjährigen Berichtsphasen. Am Ende einer jeden Phase steht ein Bericht zur sozioökonomischen Entwicklung Deutschlands (2005: Arbeit und Lebensweisen, 2011: Teilhabe im Umbruch). Seit Herbst 2013 hat ein neu zusammengesetzter Forschungsverbund die Arbeit am dritten Bericht zur Sozioökonomischen Berichterstattung aufgenommen.
Das Hamburger Institut für Sozialforschung ist in Kooperation mit dem Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI), dem Forschungsdatenzentrum (FDZ-IAB) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Arbeitspaket 12: "Teilhabe und Grundsicherung – SGB II als Leistungssystem und Lebenslage" daran beteiligt.
Die am HIS durchgeführten Sekundäranalysen befassen sich mit den von Erwerbslosen und prekär Beschäftigten vorgenommenen subjektiven Bewertungen bezüglich ihrer Lebenslage, Berufsbiographie und Teilhabechancen im und am Rande des SGB II. Es werden die erwerbsbiographische Bedeutung kürzerer oder längerer Episoden des Grundsicherungsbezugs für die Leistungsberechtigten sowie ihre Erwerbsorientierung, ihre Bewertungen der aktivierenden Arbeitsförderung und ihre Erwartungen an Erwerbsteilhabe untersucht, sowie Analysen zur Veränderung der innerfamiliären Arbeits- und Aufgabenverteilung aufgrund von Beschäftigungsaufnahmen oder Aktivierungsdruck vorgenommen.
Die Sekundäranalysen werden anhand des Materials aus der qualitativen Panelstudie "Prekarisierte Erwerbsbiographien" vorgenommen, die Teil des IAB-Projekts "Gesellschaftliche Teilhabe im Spannungsfeld von Langzeitarbeitslosigkeit, Erwerbsintegration und öffentlich geförderter Beschäftigung" war und von 2006-2012 im Auftrag des IAB am Hamburger Institut für Sozialforschung durchgeführt wurde.
(Stand Oktober 2014)