Statusakrobatik

Erwerbsbiographische Statusinkonsistenz in der Zwischenzone der Arbeitswelt
Projektstart: Oktober 2013

Das Promotionsprojekt befasst sich auf Basis biographisch-narrativer Panelinterviews mit der Veränderung gesellschaftlicher Statusordnungen und deren individueller Verarbeitung. Statusfragen erleben derzeit eine Renaissance durch die Pluralisierung von Beschäftigungsformen, den Anstieg atypischer Beschäftigung und den Rückgang des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses.

Immer mehr Personen bewegen sich am Arbeitsmarkt dauerhaft in einer Zwischenzone, die durch eine Unübersichtlichkeit von Statusformen und Erwerbspositionen gekennzeichnet ist. Flexibilisierungs- und Prekarisierungsprozesse sowie die Veränderung der sozialen Sicherungssysteme befördern ein rasches Hin- und Herpendeln zwischen unterschiedlichen Arbeitsmarktpositionen, das mit schnellen Statuswechseln beispielsweise in Bezug auf Beruf, Einkommen und Prestige verbunden ist. Biographisch erreichte Statuspositionen werden seit der Einführung des SGB II wohlfahrtstaatlich nicht mehr oder nur noch sehr begrenzt abgesichert. Statusturbulenzen, Statusinkonsistenzen und Statusverlauste nehmen so im Verlauf einzelner Biographien und über alle Lebensphasen hinweg zu.

Diese brüchigen sozialbiographischen Statusverknüpfungen werden mittels biographisch-rekonstruktiver Auswertungsverfahren genauer untersucht und die Ergebnisse auf die Debatte um das Phänomen der Prekarisierung bezogen. Die Auswirkungen dieser neuen sozialen Unsicherheiten werden im Hinblick auf das subjektive Erleben von Individuen, deren Handlungsstrategien und Zukunftserwartungen analysiert. Im Vordergrund steht die Rekonstruktion der Binnensicht der Individuen, wobei gefragt wird, ob und inwiefern es zu einem Einstellungswandel bezüglich stimmiger Statuskombinationen, Anerkennungsmechanismen und Wertesystemen kommt.

Biographisch-narrative Wiederholungsinterviews bilden die Grundlage des Projektes. Es handelt sich um das erhobene empirische Material einer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Auftrag gegebenen qualitativen Panelstudie "Gesellschaftliche Teilhabe im Spannungsfeld von Langzeitarbeitslosigkeit, Erwerbsintegration und öffentlich geförderter Beschäftigung Prekäre Erwerbsbiographien", in deren Rahmen Natalie Grimm und Berthold Vogel von 2007-2012 das Teilprojekt "Prekäre Erwerbsbiographien" am Hamburger Institut für Sozialforschung durchgeführt haben. In der Paneluntersuchung wurden 152 erwerbslose und erwerbstätige Personen, die Erfahrungen mit staatlichen Grundsicherungsleistungen gemacht haben, über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitet.

(Stand Oktober 2014)

Das Buch

Lesen Sie auch

Natalie Grimm, Statusinkonsistenz revisited! Prekarisierungsprozesse und soziale Positionierung. In: WSI-Mitteilungen