Die Verfassung der Freiheit - Demokratieprobleme der Gegenwart
Öffentliche Veranstaltungen

Die Wehrpflicht — mehr als ein Rekrutierungstool? Thesen und Befunde zu einer Form des militärischen Dienstes

Ort am HIS | Beginn: 30.09.2025 19:00 Uhr

Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wird in Politik, Öffentlichkeit, Streitkräften und Wissenschaft über eine Reaktivierung der Wehrpflicht diskutiert. Dabei sind die Auseinandersetzungen selten auf militärisch-funktionale Aspekte, wie die Personalgewinnung, beschränkt. Vielmehr sind mit der Wehrpflicht weit darüberhinausgehende Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen verbunden. Den Befürworterinnen und Befürwortern gelten Wehrpflichtarmeen als gesellschaftlich stärker verankert als Freiwilligenarmeen, nicht zuletzt, weil sich ihr Personal aus allen sozialen Bereichen rekrutiere. Die Wehrpflicht sei das »legitime Kind der Demokratie« (so bereits Bundespräsident Heuss) und sorge für eine gerechte Verteilung der Verteidigungslasten. Dem steht die Sorge entgegen, die Wehrpflicht trage militärische Denkweisen in die Zivilgesellschaft und stabilisiere überkommene Geschlechtervorstellungen. Mit ihrem Zwangscharakter passe sie nicht zum Wesen liberaler Gesellschaften. Der Vortrag diskutiert und differenziert diese Annahmen und Kritikpunkte und gleicht sie mit dem militärsoziologischen Forschungsstand ab.

Dr. Heiko Biehl, Politikwissenschaftler und Soziologe; Leiter des Forschungsbereichs Militärsoziologie am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam

Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Soziologe und Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung

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