Mapping #No G20
Die Gewalteskalation im Kontext der Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg 2017 ist in ihrer Komplexität nur schwer zu erfassen. Um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, müssen nicht nur die Handlungslogiken und Interaktionen einer Reihe heterogener Akteursgruppen rekonstruiert werden, sondern auch die raum-zeitliche Entwicklung des Protestgeschehens und die situative Dynamik von Gewaltereignissen.
Das Projekt Mapping #NoG20 nimmt eine detaillierte, datengesättigte Dokumentation der Ereignisse zur Grundlage, um exemplarisch zu analysieren, welche Bedingungen zur Gewalt führten und wie diese gerahmt und in konkurrierende Narrative eingewoben wurde. Ziel ist, aus sozialwissenschaftlicher Perspektive einen Beitrag zum besseren Verständnis von Eskalationsdynamiken im Kontext von Protestereignissen zu leisten. Zugleich soll mit der Publikation der Forschungsergebnisse, unter anderem auf einer interaktiven Webseite, eine faktenbasierte öffentliche Auseinandersetzung mit den Ereignissen unterstützt werden.
Das Projekt wird durchgeführt von einem Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Forschung zu sozialen Bewegungen, Protest und politischer Gewalt sowie der Polizeiforschung, unter dem Dach des unabhängigen Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb), des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) und des Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin (ZTG), in Kooperation mit ZEIT ONLINE. Um zu gewährleisten, dass die Datensammlung eine wissenschaftliche Bearbeitung aus verschiedenen disziplinären und methodischen Perspektiven erlaubt, wird sie kooperativ durch alle am Konsortium beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzipiert und durchgeführt. Als Quellen dienen insbesondere Interviews, Presseberichterstattung, Augenzeugenberichte, Beiträge in social media und behördliche Dokumente. In Zusammenarbeit mit ZEIT ONLINE wird ein Konzept entwickelt, um wichtige Daten elektronisch zu verknüpfen, zu visualisieren und das Geschehen auch für eine weitergehende Aufarbeitung zugänglich zu machen.
Koordiniert wird das Projekt von Dr. Stefan Malthaner (HIS), Dr. Simon Teune (ipb/TU Berlin), und Dr. Dr. Peter Ullrich (ipb/ZTG). Dem Beirat des Projektes gehören Prof. Donatella della Porta (Scuola Normale Superiore, Florenz), Prof. Dieter Rucht (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) Prof. Wolfgang Knöbl (Hamburger Institut für Sozialforschung), Prof. Rafael Behr (Akademie der Polizei Hamburg) und Prof. Wilhelm Heitmeyer (Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Bielefeld) an. Eine Liste der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kann über die Projektseite beim IPB eingesehen werden. Das Projekt wird finanziell unterstützt von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, der Zeit-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.