alt

Die Forschungsgruppe arbeitet an neuen Perspektiven auf das Verhältnis von Demokratie und Staatlichkeit in Europa. Mit einem historischen, soziologischen und politisch theoretischen Zugang nehmen wir europäische Regionen vergleichend in den Blick und fragen nach sozio-ökonomischen, politischen und rechtlichen Voraussetzungen und Veränderungen, die zu gegenwärtigen Formen von Demokratie und Staatlichkeit in Europa geführt haben. 

Unsere Untersuchungen behandeln das Staats- und Demokratieverständnis rechtsextremer Vigilanten, die Demokratisierung westdeutscher und französischer Veteranen, die Repräsentationsansprüche von Unternehmerverbänden im supranationalen europäischen Kontext, die Entwicklung rechter Intellektueller in Deutschland und Frankreich, die Widersprüche zwischen demokratischem Konstitutionalismus und exzessiver Staatsgewalt sowie die historischen Wurzeln des Konflikts zwischen Stadt und Land. Zeitlich liegt der Schwerpunkt auf dem 20. und 21. Jahrhundert. 

Ein besonderer Fokus, der unsere Forschungsprojekte durchzieht, liegt auf den inneren Widersprüchen und dem historischen Wandel von repräsentativer Demokratie. Die aktuell vielfach thematisierte Krise demokratischer Repräsentation führt vor Augen, dass ihre temporäre Stabilisierung im 20. Jahrhundert von gesellschaftlichen und ökonomischen Voraussetzungen abhängig war, die erst im Zuge ihres Wandels sichtbarer werden. Wir fragen nach der gegenwärtigen und vergangenen Konkurrenz unterschiedlicher Konzepte politischer und gesellschaftlicher Repräsentation und den Folgen der aus dieser Konkurrenz gespeisten Konflikte für die Diskussionen um demokratische Staatlichkeit in Europa. Hierzu gehen wir von einem breiten Repräsentationsbegriff aus, der über parlamentarische und demokratische Kontexte hinaus die Repräsentationsansprüche von zivilgesellschaftlichen Akteuren, administrativen Stellen und quasi-staatlichen Organisationen einbezieht. 

Die Analysen unserer Forschungsgruppe verhandeln das Verhältnis von Staatlichkeit und Demokratie dabei in konkreten empirischen Konstellationen neu. Der vergleichende Zugriff auf unterschiedliche Regionen sensibilisiert für vielfältige Staats- und Rechtsauffassungen und schärft den Blick für historisch gewachsene und durchaus variable Verzahnungen von Wirtschaft und Politik. So entsteht ein komplexes Bild demokratischer Praktiken und Legitimationsstrategien. Mit unseren Untersuchungen eröffnen wir so das Feld für eine historisch und soziologisch informierte Debatte über die Entstehungsbedingungen europäischer Politik sowie über die Bedingungen ihres Fortbestehens.

Aktueller Sprecher der Forschungsgruppe ist Prof. Dr. Philipp Müller

Mitarbeitende der Forschungsgruppe Demokratie und Staatlichkeit

Prof. Dr. Philipp Müller, aktueller Sprecher der Forschungsgruppe

Ränder der Demokratie. Koordinierter Kapitalismus in West- und Südeuropa

Prof. Dr. Dieter Gosewinkel

Senior Research Fellow am Hamburger Institut für Sozialforschung

Alexander Hobe

Interessenverbände und Suprastaat – Die Europäisierung von Weltkriegsveteranen und die europäische Integration in der frühen Nachkriegszeit

Pablo Schmelzer

Im Namen des Volkes? Rechte Gewalt und Diskurse einer bedrohten Ordnung in Deutschland zwischen 1970 und 1993

Katharina Troll

Zwischen ‚Euroopportunismus‘ und ‚Euroskepsis‘. Unternehmerverbände und die europäische Integration 1949-1979“

Dr. Laura Wolters

Rechte Geistesarbeit: Intellektuelle Praktiken der radikalen Rechten in Deutschland und Frankreich